Das Lokalderby gegen den FC Tiengen
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Zum Spiel der Vorrunde vom 11.10.1959 - Der Alb-Bote berichtet:
Im Lokalderby blieb Tiengen glücklicher Sieger:
FC Tiengen I – VfB Waldshut I 1:0 (1:0)
VfB Waldshut: Langer; Lorenz, Leo; Stoll, Baumstark, Papke; Huchler, Gabele, Zetzsche, Klös, Fibier.
FC Tiengen: Klingler; Schillinger, Winter; Weißenberger, Hart, Maier R.; Lattner, Küpper, Bercher, Back, Strigl.
Schiedsrichter: Klös, Freiburg. Zuschauer: ca. 1.200.
Trotz des etwas regnerischen Wetters kamen doch ca. 1.200 Personen an den „Langenstein“, um das mit viel Spannung erwartete Lokalderby mitzuerleben. Das Spiel selbst war wechselvoll bis zum Schlusspfiff und die bisherige These, keine Prognose stellen zu können, hatte sich auch dieses Mal wieder bewahrheitet. Beide Mannschaften und besonders der Gast aus der Kreisstadt waren überraschend gut. Für die Tiengener galt es, den derzeitigen 3. Tabellenplatz zu verteidigen, wogegen der VfB dringend auf Punktejagd sein musste, um den Anschluss ans Mittelfeld nicht zu verlieren. So lieferten sich die 22 Akteure bis zum Schlusspfiff einen guten Kampf.
Das Tempo der ersten Minuten ließ auf beiden Seiten aber noch etwas Nervosität erkennen. Dies zeigte sich in der 12. Spielminute, als der VfB durch den Halblinken Klös eine Chance erhielt, aber es fehlten die notwendigen Nerven, den Ball in die richtige Ecke zu bringen. So war Schlussmann Klingler da und stand goldrichtig. Die Tiengener spielten breitmaschig und über die Flügel, was ihnen dann schließlich auch mehr Aktionsmöglichkeiten bot. Eine leichte Tiengener Feldüberlegenheit schälte sich heraus und die angelegten Angriffe waren auch besser durchdacht und eingefädelt. Waldshuts Abwehr musste mächtig auf dem Posten sein, aber in der 24. Minute ereilte sie dann doch das Schicksal. Mittelstürmer Bercher brach auf Rechtsaußen durch, flankte in den Strafraum, wo Küpper verfehlte, aber da stand Linksaußen Strigl zur Stelle, der dann den Rest besorgte und Langer keine Chance ließ. Sein Schuss zappelte zum 1:0 für Tiengen im Kasten und dies sollte auch der einzige Treffer bis zum Schlusspfiff bleiben. Durch den Führungstreffer gab es bei den Tiengeners mehr und mehr Auftrieb und die Angriffsaktionen liefen sehr gut.
Doch auch der Gast aus Waldshut gab das Rennen nicht verloren. Die Taktik des Doppelstoppers hatte sich bewährt, denn auch sie konnten nun aus der Tiefe heraus besser operieren und der 4-Mann-Sturm hatte auch Möglichkeiten. Insbesondere in der 34. Minute war die Ausgleichschance da, als Fibier allein aufs Tor losstürmte, aber den Ball über den Kasten setzte. Da war nicht zu helfen, solche Situationen gibt es in einem Spiel nicht oft. Nun, die Tiengener hielten bis zum Seitenwechsel ihr Gehäuse rein.
Die zweite Spielhälfte bot ein etwas anderes Bild. Sofort nach Wiederbeginn änderten die Waldshuter ihre Taktik und spielten offensiv. Die Tiengener ließen sich zu sehr auf die Abwehr ein und die ganze Spielweise war etwas zerfahren. Viel zu viel wurde gemauert, sodass der Gast die Möglichkeit hatte, sich sehr gut zu entfalten. Das Sturmgefüge der Waldshuter hatte jedoch nicht seinen besten Tag. Die Waldshuter konnten sich wohl eine leichte Feldüberlegenheit erkämpfen, aber der Erfolg war gleich Null. Die Tiengener wehrten sich mit allen Mitteln und Tiengens Schlussmann Klingler war einfach nicht zu überwinden.
Die sehr gute Form Klinglers war schließlich auch für die Tiengener spielentscheidend. Mehr und mehr ließ das Tempo nach, denn der nasse und rutschige Boden hatte an den Kräften beider Mannschaften gezehrt.
Die Tiengener starteten immer wieder Entlastungsangriffe, die auch gleich wieder Gefahr für die VfB-Deckung brachten. Ein weiterer Einschuss blieb ihnen jedoch versagt. Andererseits hatten die VfB-Stürmer auch kein Glück, denn in den schwierigsten Situationen, die sich im Tiengener Strafraum abspielten, war immer wieder ein Retter vorhanden. Selbst als der Ball die Torlinie entlang rollte, war die Tiengener Abwehr, die etwas in Bedrängnis war, schneller als die Gästestürmer. So stand es schließlich am Ende der 90. Minute fest, dass auch dieses Mal die Hochrheinler das Lokalderby für sich entscheiden konnten, wenn auch knapp.
Das Spiel wickelte sich anständig und fair ab und man konnte überrascht sein über die starke Kampfkraft des Gastes aus Waldshut.
Zum Spiel der Rückrunde vom 03.04.1960 - Der Alb-Bote berichtet:
VfB Waldshut weiterhin vom Pech verfolgt:
VfB Waldshut I – FC Tiengen I 2:3 (2:1)
Das seit vielen Jahren beliebte Lokalspiel zwischen dem FC Tiengen und dem VfB Waldshut hat noch nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt. Wiederum hatten sich über 1.000 Fußballfreunde aus beiden Städten in der Schmittenau eingefunden, um dem Spiel der beiden Lokalrivalen zuzuschauen. Waldshut verlor dieses Spiel wie schon das Vorspiel in Tiengen gewiss unglücklich. Ein Sieg hätte für die Waldshuter die Chance auf Klassenerhalt bedeutet, so werden sie aber nun in den sauren Apfel des Abstiegs beißen müssen.
Zum Spielverlauf ist zunächst zu sagen, dass beide Mannschaften sich redlich um Sieg und Punkte bemühten. Unsportlichkeiten waren im Großen und Ganzen keine zu verzeichnen, wenn auch die Spieler des FC Tiengen um einiges härter waren als die des VfB Waldshut.
Nach anfänglicher Nervosität beider Mannschaften kam ein Spiel auf, das für die 2. Amateurliga sehr beachtlich war. Schnelle und kluge Kombinationen wechselten mit turbulenten Szenen vor beiden Toren. Die Waldshuter hatten technisch und in der Spielanlage den Tiengenern einiges voraus, diese wiederum glichen das elegantere Spiel des VfB mit größerer Schnelligkeit und mehr Körpereinsatz aus. Immerhin war der Körpereinsatz nicht so, dass der ausgezeichnete Schiedsrichter Grund zu verschärftem Eingreifen hatte.
Für Waldshut begann das Spiel verheißungsvoll. In der 4. Minute konnte ein indirekter Freistoß zum 1:0 verwandelt werden. Dies gab Auftrieb. Die Waldshuter kamen immer wieder gefährlich durch. In der 18. Minute war der erste gefährliche Schuss auf das Waldshuter Tor zu verzeichnen. Tiengen versuchte sein Glück mit Steilangriffen. In der 22. Minute deckte die linke Waldshuter Abwehrseite nicht richtig, eine Flanke kam an die Strafraumgrenze und gegen die dann abgefeuerte Bombe war Brauner im VfB-Tor machtlos. Die Tiengener spielten nun etwas härter, denn sie witterten Morgenluft. Die 35. Minute sah wiederum einen indirekten Freistoß für Waldshut im Tiengener Strafraum, als die Abwehr hart einstieg. Die Wiederholung des Freistoßes landete unhaltbar für Klingler im Netz. Das technisch bessere Spiel der Waldshuter setzte sich nun bis zur Halbzeit immer mehr durch, und Tiengen hatte weit mehr abzuwehren als selbst anzugreifen. Ein Handspiel in der 42. Minute im Tiengener Strafraum war letzte Rettung, aber der Schiedsrichter bemerkte es nicht und ließ weiterspielen.
Nach der Halbzeit versuchte Waldshut den Vorsprung zu vergrößern, aber Tiengen machte sich allmählich frei. Die berühmte Drangperiode zu Beginn der zweiten Halbzeit durch die Tiengener setzte ein. Sie forcierten Tempo und Härte. Dennoch lief auch das Waldshuter Sturmspiel. In der 60. Minute gab es eine turbulente Szene im Tiengener Strafraum, als Klingler zweimal den Ball verfehlte, aber im Gewühl der Ball von den Waldshuter nicht über die Torlinie gebracht werden konnte. 5 Minuten später gab es die gleiche Situation im Waldshuter Strafraum, aber ein Abwehrspieler konnte den Ball noch aus dem leeren Tor schlagen. Zwei fliegende Kombinationen kurz hintereinander auf der rechten Sturmseite der Waldshuter, die übrigens klar besser war als die linke, erbrachte zwei gefährliche Torschüsse, die jedoch knapp vorbei gingen.
Jetzt hatte der VfB die Tiengener Drangperiode überstanden und verstärkte nun seinerseits die Angriffe. Immer noch führte der VfB 2:1 und bei Tiengens Hintermannschaft machte sich Nervosität bemerkbar. Waldshut hatte nun deutlich mehr vom Spiel. Da gab es in de 79. Minute an der Waldshuter Strafraumgrenze einen Händefreistoß. Die Waldshuter bildeten unverständlicherweise keine Mauer und der Direktschuss landete zum Ausgleich im Netz. Bereits eine Minute später führte ein krasser Fehler eines VfB-Abwehrspielers zum dritten Treffer der Tiengener. Die Waldshuter gaben sich noch einmal alle Mühe, um das Blatt zu wenden, aber der FC verstärkte die Deckung und nach dieser unverdienten Wende ließen die VfBler auch etwas die Köpfe hängen, sodass die letzten 10 Minuten des Spiel ziemlich farblos verliefen.