Das Lokalderby gegen den FC Tiengen
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FC Tiengen - VfB Waldshut 2:1
Zum Spiel der Vorrunde vom 06.10.1957 - Der Alb-Bote berichtet:
FC Tiengen blieb Sieger im Lokalderby
Platzelf spielte wie aus einem Guß – VfB-Treffer 3 Minuten vor Schluß
FC Tiengen: Zamecnik; Lenz, Weber H.; Mühlbauer, Heinzel, Rindt; Lattner (1), Hart (1), Küpper, Back, Winter.
VfB Waldshut: Langer; Lorenz, Lotze; Klös, Baumstark, Ertel; Gabele, Rimmele, Zetzsche, Kehrer, Fibier.
Schiedsrichter: Stürzl, Zinsweier. Zuschauer: ca. 1.800.
Der wunderbare Herbsttag und die ansehnliche Zuschauerkulisse boten den gewohnten Rahmen, der für diesen Lokalkampf üblich ist. Über 1.800 begeisterte Fußballanhänger beider Vereine sahen einen schönen, technisch guten und kämpferischen Fußballmatch am „Langenstein“ in Tiengen. Beide Mannschaften traten in ihrer stärksten Besetzung an.
Mit den gezeigten Leistungen konnte man vollauf zufrieden sein. Als Schiedsrichter Stürzl um 15.00 Uhr den Start gab, lag eine gewisse Nervosität über dem Spielfeld, die auch auf die Zuschauer übergriff. Wer wird dieses Lokalderby, dass immer noch seine besonderen Reize hat, dieses Mal gewinnen, fragte man sich? Der Gast aus der Waldstadt als Tabellenzweiter wollte seine Position festigen und die etwas aus dem Konzept geratenen Tiengener wussten genau, dass sie einmal ihren Anhängern etwas zeigen mussten und andererseits gab der neunte Tabellenplatz zu einiger Besorgnis Anlass, denn man wollte in Tiengen den Anschluss an die ersten fünf nicht verlieren. So konnte man von vornherein einen spannungsgeladenen Meisterschaftskampf erwarten. Die anfängliche Nervosität legte sich und für beide Mannschaften gab es nur noch das Spiel zu spielen.
Die Tiengener wirkten schon von Beginn an etwas zielstrebiger, wobei besonders der Sturm besser operierte, obwohl das Flügelspiel etwas vernachlässigt wurde. Der VfB-Sturm kam nicht richtig zur Entfaltung, dort wurde mehr auf das Flügelspiel Wert gelegt. Spielmacher Zetzsche war jedoch in guter Obhut und konnte so seinen Sturm nicht richtig ins Spiel bringen. Das leichte Übergewicht der Tiengener war zu erkennen und brachte dann auch in der 32. Minute die 1:0 Führung, als Küpper einen Eckball trat und im Anschluss daran Lattner überlegt und mit Flachschuss Langer im VfB-Tor keine Chance ließ. Diese Führung brachte für die Tiengener erneuten Auftrieb und die Abwehrreihe der Klettgaustädter spielte wie in den besten Tagen. Mit dieser vereinten Kraft konnten die Tiengener auch bis zum Seitenwechsel die knappe aber verdiente Führung behaupten.
In der zweiten Spielhälfte bot sich ein ähnliches Bild. Immer wieder war Langer und seine Abwehrspieler im Mittelpunkt, um gefährliche Situationen der Tiengener Angriffsreihe zu unterbinden. Trotzdem mussten sie dann in der 69. Minute die 2:0 Führung der Tiengener in Kauf nehmen, als Küpper eine weiche Flanke von rechts zur Mitte gab und dort stand Tiengens jüngster Spieler Dieter Hart, der mit wuchtigem, überlegtem und flachem Kopfstoß den Ball in die Maschen jagte. Nun jubelten die Tiengener Anhänger und die VfBler kamen etwas aus dem Tritt, denn die Abwehraktionen waren zerfahren und die sonst gute Sicherheit ging etwas in die Brüche.
Die FCler drängten mächtig nach vorne und Hart war es immer wieder, der als zurückgezogener Mittelstürmer raumgreifend operierte und den Sturm in Aktion setzte. Andererseits ließen sich die Gäste aus Waldshut nicht entmutigen. Auch vor dem Tiengener Tor wickelten sich turbulente Szenen ab, doch immer wieder war alles auf dem Posten und die Mannschaft stand. Jedoch gelang es den Tiengenern nicht, den 2:0 Stand zu halten, denn zwei Minuten vor Spielende kamen die Gäste zum Ehrentreffer, der allerdings mit Hilfe der Tiengener Abwehrreihe als Eigentor zu werten ist. Dies gab nun dem VfB nochmals Auftrieb, doch die Zeit war einmal zu kurz und zum anderen ließ sich die Tiengener Mannschaft, die mit vereinten Kräften verteidigte, nicht aus der Ruhe bringen.
Als dann nach wenigen Minuten der Schlusspfiff ertönte, hatten es die Tiengener geschafft und seit fünf Spielen in der Verbandsrunde wurden die Tiengener im Lokalkampf gegen die Gäste aus Waldshut nicht mehr geschlagen. Schiedsrichter Stürzl aus Zunsweier leitete korrekt und einwandfrei. Durch sein energisches Eingreifen wurde dem Lokalpatriotismus die Spitze abgebogen und der Kampf anständig, fair und in sportlichem Geiste ausgetragen. Der Bessere, und das mussten auch die sympathischen VfBler anerkennen, war diesmal eben der FC Tiengen, wobei der Gast einen guten Eindruck hinterließ. Dem großen Publikum sei ebenfalls Dank gesagt für den sportlichen Geist, den es bewies und damit dem Spiel einen schönen Abschluss gab. (mr)
VfB Waldshut - FC Tiengen 1:3
Zum Spiel der Rückrunde vom 13.04.1958 - Der Alb-Bote berichtet:
VfB Waldshut: Waßmer; Lorenz, Stoll; Lotze, Kaiser, Baumstark; Fibier, Zetzsche, Huchler, Rimmele, Kehrer.
FC Tiengen: Klingler; Schillinger, Weber; Lenz, Heinzel, Mühlbauer; Lattner, Hart, Küpper, Künze, Back.
Schiedsrichter: Braxmeier, Singen. Zuschauer: 1.000.
Bei idealem Fußballwetter waren ca. 1.000 Besucher in die Schmittenau gekommen, um dem immer reizvollen Lokalderby der beiden Nachbarn beizuwohnen. Leider ließ diese Begegnung in spielerischer Hinsicht viele Wünsche offen, da bei beiden Mannschaften nicht viel vom sonst so gepflegten Flachpaßspiel zu sehen war. SR Braxmeier aus Singen machte obendrein zu oft von seiner Pfeife Gebrauch und unterband damit ein flottes und zügiges Spiel. Seine Entscheidungen konnten jedoch nicht angezweifelt werden.
Wie schon im Vorspiel gingen die Punkte an die Gäste vom Langenstein, die damit wieder etwas an Boden gewinnen konnten. Ihr Erfolg in Waldshut ist durchaus verdient. Die Gastgeber konnten in keine Phase an ihre Leistungen in den letzten Spielen anknüpfen. Sie enttäuschten durch mangelnden Einsatz auf einigen Posten und durch die Preisgabe des Mittelfeldes an den Gegner.
Die Gastgeber begannen mit einer Blitzoffensive, die bereits in der 1. Minute durch Rimmele das 1:0 ergab. Sofort nach dem Wiederanspiel gab es vor dem Gästetor erneut eine kritische Situation, wobei ein Kopfstoß von Fibier nur knapp sein Ziel verfehlte. Allmählich erholten sich die Gäste von diesem Schreck und zogen ihrerseits mit Steilangriffen das Feldspiel auseinander, hatten aber mit ihren Schüssen auf Waßmers Tor einiges Pech, wobei sie allerdings durch die VfB-Abwehr wirksam gestört wurden. In der 34. Minute schien der Ausgleich zu fallen, als Waßmer einen gefährlichen Ball fallen ließ, aber Stoll in höchster Not gerade noch vor Küpper retten konnte. In der Folge hatten die Gäste mehr vom Spiel, weil die Gastgeber den Gästen sträflicherweise das Mittelfeld überließen, wodurch diese ungestört aus der Tiefe zuschlagen konnten, doch bis zur Pause am Resultat nichts zu ändern vermochten.
Nach dem Wechsel sah man bei den Platzherren wiederum das Bild der ersten Halbzeit: das Fehlen eines Flügels und einen zurückhängenden Halbstürmer. Dadurch war dem Angriff jede Gefährlichkeit genommen und die nun sattelfeste Gästeabwehr hatte wenig Mühe, den Drei-Mann-Sturm des VfB in Schach zu halten. Trotzdem hatten die Gastgeber in der 56. Minute eine klare Chance auf 2:0 zu erhöhen, konnten dabei aber letztlich nur einen Eckball herausholen.
Mit weiten Steilvorlagen schickte die Gästeabwehr die eigene Sturmreihe auf die Reise, wobei es in der 60. Minute sehr kritisch wurde. Kehrer gab den Ball etwas lässig an Wassmer zurück und Küpper fälschte diese Rückgabe zum Ausgleich ins VfB-Tor ab. Von nun ab stand das Spiel ganz im Zeichen der spritzigeren Gäste, die immer wieder über ihre Flügel angriffen und die VfB-Abwehr ständig in Bedrängnis brachten. Nun verloren die Platzherren vollends den Faden, zumal sich jetzt auch noch Schwächen in den hinteren Reihen einstellten. Lediglich Stoll und Lotze behielten die Übersicht und bildeten mit Kaiser das letzte Bollwerk. Trotzdem gelang Lattner in der 70. Minute und Küpper durch Kopfball schließlich das verdiente 3:1.