Das Lokalderby gegen den FC Tiengen
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Zum Spiel der Vorrunde vom 18.09.1955 - Der Alb-Bote berichtet:
FC Tiengen - VfB Waldshut 3:1
FC Tiengen: Haselwander; Künze, Hermann A.; Weber Kurt, Lenz, Mühlbauer; Wacker, Küpper (2), Weber Helmut, Lattner, Back (1).
VfB Waldshut: Buschle; Lorenz, Stoll; Ertel, Baumstark, Klös; Fibier, Bindert, Langer, Schneider, Zetzsche(1).
Schiedsrichter: Schneck, Gottmadingen. Zuschauer: ca. 1 000, Eckenverhältnis 11:4 für Tiengen.
Das mit Spannung erwartete Lokalderby in Tiengen ist zu Ende. Die Spieler des FC Tiengen brachten es diesmal fertig, den üblichen Sieg der Gäste vom VfB Waldshut am „Langenstein“ zu verhindern und selbst auf heimischem Gelände einen verdienten Sieg herauszuspielen. Von einer großen Zuschauerkulisse umsäumt begann das Spiel um 15.15 Uhr. Beide Mannschaften traten in ihrer stärksten Besetzung an. Die Tiengener zeigten dieses Mal keinerlei Nervosität, denn sie hatten sich fest vorgenommen, den Platzvorteil zu wahren und das heimische Publikum nicht zu enttäuschen.
Gleich zu Beginn ging es hart her. Angriffe wechselten blitzschnell und man konnte nach den ersten Spielminuten bereits feststellen, dass die Tiengener weit ruhiger wirkten und die bessere Spielübersicht hatten. Bei dem Gast aus Waldshut sah man Schwächen in der Deckung. Der Waldshuter Sturm hatte viel von seiner Gefährlichkeit eingebüßt, keine spritzigen Schüsse wurden abgefeuert. Die Gastgeber waren mehr im Angriff und Waldshuts Abwehr mußte viel leisten, wobei Torsteher Buschle seine Qualitäten oft zeigen konnte.
Die Tiengener erreichten durch das konsequentere Spiel die Oberhand und waren am Drücken. Buschle konnte bei einem solchen Angriff in letzter Sekunde einen Kopfball des Tiengener Mittelstürmers H. Weber mit knapper Not zur Ecke abwehren. Gefährliche Situationen gab es am laufenden Band und der Führungstreffer der Tiengener lag förmlich in der Luft. Im Gegenangriff kamen auch die Gäste aus der Waldstadt gefährlich durch, doch am entscheidenden Schuß fehlte es. Auch konnte man beobachten, dass die Gäste im Sturm viel zu verspielt waren und das Zusammenspiel nicht klappte. Bei einem dieser Angriffe musste Tiengens Schlussmann Haselwander eingreifen und konnte gut abwehren, doch wurde er durch den heranstürmenden Linksaußen Zetzsche vom VfB Waldshut derart angegangen, daß er benommen war. Tiengen ließ sich jedoch in keiner Weise die Oberhand nehmen und stürmte unverdrossen weiter. Im Sturm lief das Spiel auf Hochtouren.
Endlich in der 31. Minute war es dann Back, der eine Situation geschickt ausnutzte und zur Freude des Tiengener Publikums zum verdienten 1:0 Führungstreffer einschießen konnte. Die Begeisterung der Tiengener war groß. Leider währte diese Freude nicht lange, denn etwa 2 Minuten später erreichten die Gäste einen Eckball. In der Hitze des Gefechtes wehrte ein Tiengener Abwehrspieler den Eckball nicht mit dem Kopf sondern mit der Hand ab und der verhängte Handelfmeter brachte Waldshut in der 33. Minute durch Zetzsche den Ausgleich. Trotz dieses Handicaps der Tiengener ließ der Kampfgeist nicht nach. Unverdrossen wurde weiter gekämpft. Das Spiel war äußerst hart. Bei einem Tiengener Angriff im letzten Spieldrittel der ersten Halbzeit stieß Rechtsverteidiger Lorenz mit Tiengens Linksaußen Back zusammen und fiel so unglücklich hin, daß er verletzt ausscheiden mußte. Kurze Zeit später verletzte sich Tiengens Mittelstürmer beim Kampf um den Ball und musste ebenfalls das Spielfeld verlassen. Beide Mannschaften spielten in den Schlussminuten vor dem Pausenpfiff nur noch mit 9 Feldspielern. Trotzdem war die leichte Feldüberlegenheit der Tiengener da, wenn auch die Waldshuter Angriffe nicht nachließen. Bis zum Pausenpfiff blieb es beim Remis.
In der zweiten Halbzeit konnte Tiengen wieder komplett antreten. Bei Waldshut fehlte Lorenz, der nicht mehr weiterspielen konnte. Beiderseits wurde gleich wieder mit Elan begonnen. Der Gast versuchte durch Flügelwechsel und Rochieren die Tiengener Deckung aufzureißen, was ihm auch fast gelungen wäre. Doch die Tiengener Abwehrspieler ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und standen eisern. Durch weite Bälle wurde Tiengens Fünferreihe immer wieder nach vorne geschickt. Im Gegenzug waren die Waldshuter wieder da und plötzlich stand ein Waldshuter Spieler frei, aber dessen Flachschuß wurde so placiert, daß er zum Glück für die Tiengener nur um wenige Zentimeter am Pfosten vorbei ins Aus flog. Diese Chance für die Waldshuter war eine der wenigen, die ungenutzt für die Gäste verstrich. Fast eine Minute später hatten die Gäste eine bedenkliche Situation zu überstehen, als Linksaußen Back durchgebrochen war und wunderschön halbhoch vors Tor flankte, wo Mittelstürmer Weber zum Einschuß bereit stand, aber auch diese Chance nicht ausnutzen konnte und Torsteher Buschle in die Hände schoß. Immer noch stand es unentschieden und Tiengen drängte mächtig.
Die gut eingefädelten Angriffe brachten immer mehr Verwirrung in der Gästedeckung und endlich in der 62. Minute kam dann doch der erlösende 2:1 Führungstreffer durch Rechtsverbinder Küpper für Tiengen. Das Publikum jubelte und feuerte Tiengens Spieler an. Nun kam neuer Schwung in das Spiel. Kurz vor dem Führungstreffer verletzte sich Tiengens Schlußmann bei einer Abwehraktion durch das Überspringen eines Waldshuter Spielers so schwer, daß er vom Platz getragen werden musste. Tiengens Mittelstürmer mußte nun den Platz des Torstehers einnehmen. Beide Mannschaften hatten nun nur noch 10 Spieler auf dem Platz. Mit je 4 Mann im Sturm versuchten beide Mannschaften das Bestmöglichste herauszuholen. Die Tiengener waren jedoch klar überlegen. Waldshut wurde vollständig aus dem Konzept gebracht. Als dann Küpper in der 83. Minute aus gut 25 Meter einen Bombenschuß flach aufs Waldshuter Gehäuse jagte, hieß es 3:1, denn der Ball landete hart am rechten inneren Pfosten und Buschle streckte sich vergebens. Nun war es mit dem Kampfgeist der Gäste aus Waldshut vorbei. Tiengen beherrschte eindeutig das Spielgeschehen und nur an der Leistung des Waldshuter Schlussmannes Buschle scheiterten weitere Erfolge der Tiengener. Tiengens Ersatztorhüter Weber Helmut machte seine Sache ausgezeichnet und hielt sein Tor bis zum Schluß rein.
Dieser Sieg der Tiengener ist verdient erkämpft worden, denn sie zeigten die weitaus bessere Leistung. (F.M.)
Zum Spiel der Rückrunde vom 13.05.1956 - Der Alb-Bote berichtet:
Zweite Halbzeit rechtfertigt Tiengens Sieg
VfB Waldshut: Langer; Lorenz, Stoll; Lotze, Baumstark, Klös; Bindert, Zetzsche, Trunk, Endlich, Schneider.
FC Tiengen: Zamecnik; Weber H., Schweizer; Weber K., Lenz, Mühlbauer; Lattner, Hart, Küpper (1), Back, Winter.
Schiedsrichter: Braxmeier - Singen. Zuschauer: ca. 1 200
Bei idealem Fußballwetter standen sich in der Schmittenau die beiden Lokalgegner Waldshut und Tiengen gegenüber. Beide Mannschaften hatten einen großen Anhang mitgebracht, doch dürften sicherlich beide Lager nicht ganz mit den gezeigten Leistungen ihrer Akteure zufrieden gewesen sein.
Unter der sicheren Leitung von Schiedsrichter Braxmeier aus Singen begann die Partie beiderseits recht nervös. Dies zeigte sich am deutlichsten beim VfB, dessen Sturm in den ersten Minuten zahlreiche „sichere“ Chancen vergab. Nur langsam fanden sich die beiden Mannschaften besser zusammen, doch die Aktionen beider Sturmreihen waren zu durchsichtig und zu kraftlos, um sich gegen die stabile Abwehr beider Teams erfolgreich durchzusetzen. Trotzdem hatte der VfB bis zur Halbzeit etwas mehr vom Spiel und drängte seine Gäste in ihre eigene Hälfte zurück. Die vereinzelt gestarteten Angriffe der Rot-Weißen brachten nur selten Entlastung für die Hintermannschaft. Bis zur Pause trennte man sich torlos.
Nach dem Wechsel bot sich zunächst fast dasselbe Bild, aber schon bald zeichnete sich eine leichte Feldüberlegenheit der Gäste ab. Der VfB-Sturm spielte ohne jeden Zusammenhang und verzettelte sich zunehmend in Einzelaktionen. In der 65. Minute unterlief der VfB-Deckung ein krasser Abwehrfehler, den Küpper entschlossen zum einzigen, wenn auch glücklichen Erfolg für seine Farben ausnützte. Nun bekam die Partie etwas Farbe und es sah aus, als ob die Platzherren an die Wand gespielt werden sollten, doch die Abwehr des VfB deckte jetzt haargenau den Mann und ließ den Gegner nicht mehr zum Schuß kommen.
Statt noch einmal alles nach vorn zu werfen, verstärkte der VfB seine Deckung. Resigniert gab er das Rennen auf und versuchte nur noch, das Ergebnis zu halten. Bis zum Schlusspfiff änderte sich nichts mehr. Gegenüber früheren Begegnungen zeigten beide Mannschaften ein ziemlich mäßiges Spiel, das durchaus nicht den Charakter eines Lokalkampfes hatte.