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1. Mannschaft

1966/67 Der Vereinswechsel: ein Schritt vom „Sakrileg“ hin zur Normalität

 

bc./ Die Rivalität zwischen dem FC Tiengen und dem VfB Waldshut wurde den beiden Vereinen wohl schon in die Wiege gelegt. Diese Annahme jedenfalls bekräftigt auch das was aus der Zeit unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg berichtet wird. Damals in den Jahren 1918/19 war der VfB erfolglos auf der Suche nach einem neuen Sportplatz. Um ihren Sport trotzdem ausüben zu können, nahmen die Spieler des VfB übergangsweise lieber den Weg nach Säckingen zum dortigen FC auf sich als sich dem benachbarten FC Tiengen anzuschließen. Auch nach 1945, dem Ende des 2. Weltkrieges, wechselte bis dato kein Spieler zum jeweils anderen Verein. Den Schmähungen in seinem Heimatort setzte sich kein Spieler aus, käme dies doch nahezu einem Sakrileg gleich.

Doch das Verhältnis der beiden Nachbarschaftsvereine zueinander hatte sich zwischenzeitlich sichtbar entspannt. Ausdruck fand dies auf besondere Weise in den Jahren 1956,1958,1959 und 1964, als sich in neuer Atmosphäre von Gemeinsamkeit kombinierte Mannschaften beider Vereine zu Freundschaftsspielen gegen höherklassige Gegner zusammenfanden.

Am 08.08.1956 war der VfL Köln, eine Mannschaft aus der 1. Amateurliga West, erstmals Gegner einer Kombination von Waldshut-Tiengener-Spielern, die am Tiengener Langenstein in folgender Formation antrat: Langer; Lorenz (..VfB), Schweizer (FC); Baumstark (VfB), Lenz (FC), Lotze (VfB);Lattner (FC), Stoll, (VfB), Küpper (FC), Zetzsche (VfB) und Back (FC). Diese Begegnung endete mit einem 2:2 Achtungsergebnis für die Hochrheinelf und machte Appetit auf weitere gemeinsame Auftritte.

> Spielbericht - VfL Köln <

Am 24.08.1958 war es soweit. Mit der Oberligaelf des SSV Reutlingen gastierte süddeutsche Fußballprominenz in Tiengen. Zum besseren Verständnis für die Schwere der damaligen Aufgabe sei angemerkt, dass die bundesrepublikanische Fußballwelt damals in vier Oberligen Nord, West, Südwest und Süd (für Hessen, Baden-Württemberg und Bayern) als den regional jeweils höchsten Spielklassen eingeteilt war. Die Mannschaft Waldshut-Tiengens spielte in der Aufstellung: Klingler (FC); Lorenz (VfB), Weber (FC); Baumstark (VfB), Heinzel, Lenz (FC); Stoll/Eppner, Lotze (VfB), Küpper, Hart und Back (FC). Trotz tapferer Gegenwehr war die 1:5 Niederlage unvermeidlich.

> Spielbericht - SSV Reutlingen <

Erstmals im Schmittenaustadion spielte man dann gemeinsam am 25.06.1959 gegen Hessen Kassel (2.Liga Süd) in der Besetzung: Brauner; Lorenz, Stoll; Lotze (alle VfB), Schillinger (FC), Baumstark; Fibier, Klös, Gabele (VfB), Maier und Back (FC) sowie nach Wechsel mit Klingler im Tor(FC) und Bitsch (VfB). Trotz tapferer Gegenwehr wurde der Klassenunterschied beim 7:0 Erfolg der Hessen deutlich.

> Spielbericht - Hessen Kassel <

Ein weiteres gemeinsames Freundschaftsspiel folgte am 22.06.1964, ebenfalls in der Waldshuter Schmittenau. Gegner war der damalige Regionalligist FC Pforzheim. Wiederum wusste die Elf zu gefallen und unterlag mit 2:3 nur knapp. Für die Kombination spielten: Klingler; Strittmatter (FC), Öhler; Baumstark (VfB), Hart, Küpper H.; Bercher (FC), Klös (VfB), Küpper K. (FC), Stoll, Fibier (VfB).

> Spielbericht - FC Pforzheim <

Obwohl es in der Vergangenheit eine Absprache zwischen den Vereinsvorständen gegeben hatte, die einen gegenseitigen Vereinswechsel von Spielern ausschließen sollte, tauschte zur Saison 1966/67 doch tatsächlich erstmals ein Spieler das rot-weiße gegen das blau-weiße Trikot des Erzrivalen. Und es war ausgerechnet  ein Tiengener Urgestein, der auf seine „alten Tage“ diesen Schritt vollzog. Karl Küpper, seit 1954 eine der großen Stützen der 1. Mannschaft des FC, wagte nach Unstimmigkeiten mit seinem Verein den unmittelbaren Wechsel vom FC zum VfB. Dies war auch deswegen von besonderer Brisanz, da es nach dem Abstieg des FC Tiengen aus der 2. Amateurliga ausgerechnet nun in der Saison 1966/67 in der A-Klasse zum ersten Lokalderby seit den 50er-Jahren kommen sollte.  Zu einem Höhepunkt besonderer Art wurde dann das Rückrundenspiel, in dem „Kalla“ Küpper als Rechtsverteidiger des VfB auf seinen als Linksaußen für den FC Tiengen spielenden Bruder Horst traf und sich mit ihm als direktem Gegenspieler in einem „Bruderduell“ packende Zweikämpfe lieferte.

Selbst heute, fast 50 Jahre später, so meint Karl Küpper, haben einige Alt-FC-ler dem „Abtrünnigen“ den damaligen Vereinswechsel noch immer nicht verziehen.

Zuvor hatte nur Peter Öhler das Trikot beider Vereine getragen. Er hatte jedoch seine aktive Spielzeit beim FC eigentlich bereits beendet, ehe er vom VfB zu  einem Comeback überredet und in der Saison 1961/62 als dringende Verstärkung für die Abwehr reaktiviert wurde.

Der Bann war gebrochen und in der Folge wechselten von nun an VfB- und FC-Spieler die Vereinsfarben und ein Vereinswechsel zwischen den beiden Nachbarn wurde mehr und mehr zu dem, was er auch sein sollte: – einfach eine "Normalität".

 

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