Saisonverlauf 1962/63
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Eine erfreuliche Leistungssteigerung in dieser Saison
Die vorwiegend junge Mannschaft zeigte wieder den vom VfB bekannten gepflegten Stil auf einem für diese Spielklasse bemerkenswert technischen Niveau.
Dies animierte offensichtlich selbst einen „Senior“ wie Heinz Kehrer als einem bekannt hervorragenden Vertreter dieser Spielweise, verschiedentlich in der Mannschaft auszuhelfen. In diese passte auch ein Manfred Burgemeister, der vom SV Rheintal zum VfB stieß. Mit ihm kam vom selben Verein Arthur Ips, er hingegen ein besonders kampfstarker Spieler, der für Druck und die nötigen Tore sorgen sollte.
Für reichlich Tore sorgte in der Runde aber vor Allem Mittelstürmer Edi Nowotsch, dem in dieser Saison der Durchbruch gelang und der sich immer besser auf seinem Posten zu recht fand. In 18 Spielen, über die uns detaillierte Daten über die Torschützen nur vorliegen, erzielte er alleine 20 Treffer. Die Mannschaft war aber insgesamt sehr torhungrig und erzielte mit stolzen 95 Toren auch die meisten der Klasse. Die Stärke lag in der Offensive, wo Torgefahr gleich von mehreren Spielern einschl. der Mittelfeldakteure ausging. Hier tat sich besonders der Mittelfeldmotor der Mannschaft Udo Gabele hervor. Für die Gegner war dies eine Mannschaft, die bei ihrer Spielfreude nur schwer auszurechnen war.
Ein Wechsel hatte sich in der Saison ferner im VfB-Tor vollzogen. Der Marokkaner Lacen Zaouer, bis dahin Torwart der 2. Mannschaft, hatte sich diese Chance verdient.
Nach verhaltenem Start mit 7:9 Punkten kämpfte bzw. vielmehr spielte sich der VfB in der Tabelle stetig nach oben und wuchs zu einem ernsthaften Meisterschaftsanwärter heran. Allerdings wurde einigen Spielern der Mannschaft auch der Hang zu Überheblichkeit angekreidet, worin man vermeidbare Punktverluste unterstellte, die in der Endabrechnung bei der Titelvergabe fehlen sollten. So etwa wie bei der Ausführung eines besonders ideenreich ausgeklügelten Elfmeters, der dem VfB im Heimspiel gegen TuS Schönau zugesprochen wurde, dem VfB einen vermeidbaren Punktverlust (1:1) bescherte, daher besonders hohe Wellen schlug und auch dem "Alb-Bote"-Berichterstatter besonders bemerkenswert war:
" Gebrauchsanweisung von "Patent-Elfmetern"
Man nehme um das Elfmeterproblem mit einem
Tric[K lös]en zu können, zwei Fussballspieler, die Fußballkunst glauben mit dem Löffel oder der [Gabel]e gefr....... zu haben. Dann lasse man den einen den Ball auf den ominösen Punkt legen und einen Riesenanlauf nehmen. Kurz vor Erreichen des Balles stoppe man dann ab und gebe dem Ball nur einen kleinen Stoß nach schräg vorne. Bestimmt wird sich daraufhin der gegnerische Torwart in eine seiner beiden Torecken legen. Daraufhin starte der zweite Mann in Richtung Ball und jage ihn mit Bombenschuß in die zweite Etage des Tores. Das Ganze ergibt dann eine ausgelassene Chance, ein Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Merke: Zur besseren Ausführung singe man dazu: "Jetz isch uns doch dä Drick verreckt, da Drick verreckt" nach der Melodie des Tiengener Narrenmarsches.
Die Waldshuter haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn der in diesem Jahre durchaus mögliche Wiederaufstieg in weite, nahezu unerreichbare Fernen gerückt ist. Nicht nur neuartige Methoden bei der Ausführung von Elfmeter-Strafstößen, sondern eine ganz gehörige Portion von Unbeholfenheit und mangelndem Können brachten die Waldshuter um den Sieg"
Nachdem die Meisterschaft nach einem Punktverlust am drittletzten Spieltag (4:4 unentschieden in Murg) nicht mehr zu realisieren war, „verschenkte“ der VfB in den beiden letzten Spielen die Punkte, was letztlich so etwas den Gesamteindruck dieser Spielzeit trübte. Am Ende waren es 6 Punkte Rückstand zum neuen Meister FC Friedlingen, was schließlich „nur“ den 3. Tabellenplatz bedeutete.
Die in dieser Saison eingesetzten Spieler:
Siegfried Brauner und Lacen Zaouer (Tor), Lothar Baumstark, Manfred Burgemeister, Joachim Fibier, Udo Gabele, Erhard Geng, Hermann Haliewicz, Arthur Ips, Heinz Kehrer, Gerhard Klös, Günther Knobloch, Ludwig Kunzelmann, Karl Maulbetsch, Edi Nowotsch, Peter Öhler, Dieter Papke, Wolfgang Schlatter, Günter Stauch, Ernst Stoll, Reinhard Zuber.
Zu den Kuriositäten dieser Saison gehört auch das Gastspiel des VfB bei der Spvgg Brennet-Öflingen, über die der "Alb-Bote" berichtet:
„Das Kaspertheater von Brennet“
Nach fünf Feldverweisen wollte Schiedsrichter nicht abbrechen
"D.B. Als der VfB Waldshut durch einen satten Schuss seines linken Läufers in der 6. Minute in Führung ging, konnte noch niemand ahnen, was sich in der Folge einige Spieler der gastgebenden Mannschaft und ebenso Zuschauer von Brennet noch alles leisten würden. Der Halbzeitstand von 1:0 für den VfB Waldshut war schon rein spielerisch verdient, und wenn das Spiel nicht gerade auf einer hohen Stufe stand, so kann man bis zur Pause doch von einem guten Spiel sprechen.
Nach dem Wiederanpfiff ging in der 55. Minute der Waldshuter Linksaußen mit einer Steilvorlage auf und davon. Brennets Linksverteidiger verfolgte ihn und säbelte ihm dann unfair die Beine weg. Dieses Foul bestrafte der Unparteiische mit dem Platzverweis des unfairen Spielers, der vorher schon verwarnt worden war. Über diesen Platzverweis gab es eine lange Debatte, in der ein Brenneter Spieler sich zu einer Schiedsrichterbeleidigung verleiten ließ. Auch er musste nunmehr das Feld verlassen. Natürlich waren die Gemüter jetzt am Kochen. Bereits fünf Minuten später verließ der nächste Brenneter Spieler wegen eines neuerlichen Fouls den Platz. Aus demselben Anlass gab es noch zwei Feldverweise, und da Brennet außerdem noch einen Spieler wegen Verletzung verlor, standen den elf Waldshutern schließlich vier Brenneter Feldspieler und deren Torwart gegenüber. Da der Schiedsrichter nicht gewillt war, das unmöglich gewordene „Fußballspiel“ abzubrechen, mussten diese, ganz gleich was da kam, aushalten, wollten sie nicht, dass ihr Verein schwer bestraft worden wäre.
Es kam jetzt zu Szenen auf dem Platz, die, als Spielfilm gedreht, die beste Abendunterhaltung für das Fernsehen abgegeben hätten. Die letzten vier Brenneter versuchten natürlich immer wieder den Ball ins Aus zu befördern, um Zeit zu gewinnen. War der Ball im Aus, dann traten die Zuschauer in Aktion, indem sie nämlich nunmehr den Ball noch weiter in umliegende Gärten oder in die vorbeifließende Wehra schlugen, nur um ihren geplagten vier Feldspielern eine Ruhepause zu verschaffen, denn diese wurden von den elf Waldshutern natürlich wie aufgescheuchte Hasen in ihrem Strafraum herumgejagt. Der Waldshuter Spielführer hatte für seine Mannschaft die Parole ausgegeben, dass jeglicher Angriff auf Ball und Mann von Brennet zu vermeiden sei, damit bei dem kopflos gewordenen Schiedsrichter nicht auch noch mit Platzverweisen von Waldshutern gerechnet werden müsse. Nun, diese Gefahr war gering, denn das Spiel wurde nunmehr so oft unterbrochen, dass der Ball praktisch kaum mehr als über zwei Stationen kam.
Drangen die Waldshuter dann doch einmal durch und erzielten ein Tor oder standen kurz davor, dann kamen einfach Zuschauer auf den Platz gelaufen und stoppten den Ball oder holten ihn wieder aus dem Tor heraus, worauf der Schiedsrichter an der Stelle, wo dies geschah, Schiedsrichterball gab. Es kam sogar soweit, dass Zuschauer ballführende Waldshuter regelrecht angriffen wie Verteidiger, als wären sie Mitglieder der Mannschaft. Nur der lobenswerten Disziplin der Waldshuter war es zu verdanken, dass dieses „Spiel“ schließlich nach mehr als zweistündiger Gesamtdauer zu Ende gebracht wurde.
Zuvor fiel noch in der 85. Minute ein Eigentor der Brenneter, dem vom Schiedsrichter nicht – wie in anderen Fällen vorher – die Anerkennung verweigert wurde. Die Unvernunft und die übertriebene Härte der Brenneter Spieler waren die eigentliche Ursache dieses denkwürdigen „Spieles“. Dennoch kann man sagen, dass der Schiedsrichter an diesem „Affentheater“ die Schuld trägt, denn er hätte es in der Hand gehabt, das Spiel abzubrechen, weil unter den gegebenen Umständen mit einer einwandfreien sportlichen Abwicklung nicht mehr zu rechnen war. Trotzdem kommt man nicht umhin, die Zivilcourage des Mannes zu bewundern, der den Mut aufbrachte, die Platzmannschaft angesichts eines tobenden Publikums um fünf Mann zu dezimieren."
Das Spiel endete übrigens mit einem 2:0 Auswärtssieg für den VfB Waldshut.