VfB Waldshut - FC Bergalingen 3:1
Nein, es ist nicht so, als könne man nichts Positives über das gestrige Spiel unserer Ersten gegen das Tabellenschlusslicht aus Bergalingen berichten. Der Platz war in einem guten Zustand, es hat nicht geregnet und unsere Jungs sahen in ihren weißen Trikots wirklich gut aus. Naja und gewonnen haben wir auch.
Am Ende der Saison wollen wir ganz oben stehen und sollte es so kommen, wird niemand mehr danach fragen, wie man damals im Herbst gegen den Tabellenletzten gespielt hat. Dann wird nur eines zählen: Drei Punkte. So einfach darf man es sich aber nicht machen, wenn man das Spiel analysiert. Natürlich gibt es keine Zweifel daran, dass der VfB die Begegnung verdient gewonnen hat. Auch das Auftreten in der ersten Spielhälfte war durchaus in Ordnung. Jeder weiß, dass es schwierig ist, gegen eine Mannschaft zu spielen, die mit zehn Mann verteidigt.
Der VfB wollte druckvoll beginnen und mit Vollgas von Anfang an klar machen, wie die Kräfteverhältnisse aussehen. Wenn der Gegner sich aber schon von der ersten Minute an hinten rein stellt, ist das mit dem Vollgas so eine Sache. Der VfB hatte zwar gefühlte 80% Ballbesitz aber die Abwehrmauer der Bergalinger stand. Es blieb also nichts anderes übrig als in Handballmanier um den 16er zu spielen und die Lücke zu suchen. Nur selten wagten sich die Gäste nach vorne, zogen sich aber bei Ballverlust aber sehr schnell wieder zurück. Vor den Toren passierte deshalb in der Anfangsphase recht wenig.
Als dann in der 15. Minute doch mal ein Ball in die Nähe des Gästetores kam, war es Oliver Atalla, der im Getümmel den Überblick bewahrte und den VfB mit 1:0 in Führung brachte. Nur drei Minuten später scheiterte Shqiprim Kertoku am gut aufgelegten Gästekeeper. Unmittelbar darauf fing Bergalingen einen schlampigen Pass der Waldshuter ab, spielte schnell nach vorne, verfehlte das Waldshuter Tor beim Abschluss aber knapp. Wieder nur wenige Minuten danach hatte der VfB eine Doppelchance, die aber erneut vom Torhüter der Gäste pariert wurde.
In der 25. schlug Kertoku dann seine berühmt-berüchtigten Haken im Bergalinger Strafraum, ein Abwehrspieler brachte ihn zu Fall und der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. Vassilios Dimitriados scheiterte noch im ersten Versuch, konnte den Nachschuss dann aber verwandeln. 2:0. Dimitriados hatte kurze Zeit später die Chance zum 3:0, scheiterte aber knapp. In der 36. Spielminute kam Kertoku dann an der Strafraumecke an den Ball und schlenzte die Kugel elegant ins lange Eck und erzielte das 3:0. In der 41. und in der 44. Minute hätte der VfB weitere Treffer erzielen können, scheiterte einmal aber erneut am Torwart und verfehlte beim anderen Mal das leere Tor.
Es war kein berauschendes Spiel, aber der VfB hatte die Sache im Griff, hatte viele Torchancen, ließ wenig gegnerische Aktionen zu und erzielte immerhin drei Tore. Und es gab auch nach dem Seitenwechsel die eine oder andere gelungene Aktion. Insgesamt aber sollte man über die Leistung und das Auftreten unserer Mannschaft in der zweiten Hälfte lieber den Mantel des Schweigens legen.
Es mag vordergründig verständlich sein, dass man mit einem ungefährdeten 3:0 im Rücken irgendwann die Lust verliert, gegen eine Zehn-Mann-Mauer anzuspielen, aber das ist eine Einstellung, die für eine Mannschaft unseres Kalibers schlicht inakzeptabel ist. Unsere Ansprüche sind klar. Ebenso klar war in der zweiten Halbzeit aber auch die Lücke, die zwischen der Realität und diesen Ansprüchen klaffte. Kaum noch Bewegung, deutlich nachlassende Passqualität und Schlafwagentempo. Nichts zu sehen vom schnellen Pass- und Kombinationsspiel, das die Mannschaft schon mehrfach in dieser Saison zeigen konnte.
Das ging sogar soweit, dass das Team sich bei Torhüter Gabriel Topka bedanken konnte, dass es zwischen der 52. und der 60. Minute nicht klingelte. Gleich drei Mal musste er Chancen der Gäste entschärfen, bei einer davon mit einer herausragenden Parade. Als man dann schon dem Schlusspfiff entgegen fieberte, damit das Elend ein Ende haben möge, freute man sich zumindest über das "zu Null". Aber nur bis zur 84. Minute.
Kurz nach der Mittellinie attackieren zwei Waldshuter Spieler einen Gästespieler und verursachen eines der wenigen Fouls der Begegnung. Vermutlich aber eines der Unnötigsten, weil in dieser Situation nichts, aber auch gar nichts dafür sprach, dass Gefahr für das Waldshuter Tor entstehen könnte. Ein ruhender Ball aus dem Mittelfeld kann aber durchaus zur Gefahr werden. Vor allem dann, wenn ein Bergalinger im Strafraum völlig unbehelligt zum Kopfball hochsteigen kann. Das Tor der Gäste war dann auch der Schlusspunkt.
Ja, wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, ja wir haben verdient gewonnen. Und ja, am Ende der Saison kräht kein Hahn mehr danach, wie das Spiel war. Tatsache ist aber, dass wir mit der Leistung der zweiten Halbzeit vermutlich gegen jede andere Mannschaft der Liga Gefahr gelaufen wären Punkte liegen zu lassen. Tatsache ist auch, dass wir Sonntag in einer Woche in Rheintal mit einer solchen Leistung böse unter die Räder kommen würden. Die Mannschaft sollte also gewarnt sein. Aber vielleicht ist das sogar besser so. Wenn wir Bergalingen – wie von manchen erwartet – mit einer richtigen Packung nach Hause geschickt hätten, wäre das böse Erwachen möglicherweise gegen eine wesentlich stärkere Mannschaft gekommen und übel bestraft worden.