VfB Waldshut - FC Erzingen 1:1
Wenn eine abstiegsgefährdete Mannschaft einen Aufstiegsaspiranten zu Gast hat und das Spiel 1:1 endet, dann ist es normalerweise der Favorit, der den Kopf hängen lässt und mit den vergebenen Chancen hadert. Normal war das aber nicht, was die zahlreichen Zuschauer beim Gastspiel des FC Erzingen in der Schmittenau zu sehen bekamen. Es waren nämlich die Waldshuter, die nach dem Abpfiff kopfschüttelnd auf dem Boden saßen.
Im Abstiegskampf spielt es keine Rolle, wie der nächste Gegner heißt oder wie die Rollen auf dem Papier verteilt sind. Im Abstiegskampf geht es einzig und allein um Punkte für den Klassenerhalt. Deshalb war weder das Hinspielergebnis ein Thema in der Kabine noch Erzingens Tabellenplatz. Trainer Nils Mühlenweg verlangte von seiner Mannschaft einfach nur 100% Einsatz, dann würde auch gegen Erzingen etwas zu holen sein.
In der Vorwoche hatte der VfB schon in Efringen-Kirchen eine ganz starke Leistung abgeliefert. Gegen Erzingen gelang dem Team aber nochmals eine Steigerung. Von der ersten Minute an übernahm der VfB das Kommando und ließ den Gästen keinerlei Möglichkeit für einen geordneten Spielaufbau. Immer wieder gelang es dem VfB durch gutes Pressing Bälle zu gewinnen. Aber nicht nur das, der VfB zündete auch in der Offensive ein Feuerwerk.
Bereits in der achten Spielminute hatte Dennis Brzeski eine gute Chance, drei Minuten später prüfte David Mollmann den Gästekeeper und beim anschließenden Eckball ergab sich eine Kopfballgelegenheit für Mario Astorino. In der 15. Spielminute war es Domenik Merdita, der den Torhüter der Erzinger mit einem Freistoß zu einer Parade zwang, bevor in der 20. Spielminute Brzeski nach Zuspiel von Alberto Di Girolamo mit einem schönen Schuss an der Latte scheiterte.
Der VfB hätte also schon klar in Führung liegen können, als es den Gästen erstmals gelang in den Waldshuter Strafraum zu kommen. Diese Szene hatte es dann aber in sich. Labinot Halili verlor beim Abwehrversuch die Bodenhaftung und rutschte in die Beine des Erzinger Angreifers. Der von allen erwartete Elfmeterpfiff blieb aber aus. Eine von zwei umstrittenen Entscheidungen des ansonsten sehr souverän leitenden Schiedsrichters Zan Gavranovic.
Kurz danach war es erneut Astorino, der eine Chance auf den Führungstreffer hatte, sein Schuss ging aber knapp vorbei. Erst nach einer halben Stunde hatte Erzingen eine erste Torchance. Es bedurfte allerdings eines ruhenden Balles kurz vor der Strafraumgrenze. Waldshuts Torhüter Cihan Ceylan war aber auf dem Posten und parierte den gut getretenen Freistoß. Der anschließende Eckball brachte nichts ein, stattdessen ging es wieder vor das Gästetor.
In der 35. Minute kam Merdita zum Abschluss, der Schuss war aber nicht platziert genug. Drei Minuten später dann einer der schönsten Spielzüge der Partie. Außenverteidiger Serkan Korkut nahm den Ball auf und machte sich auf den Weg nach vorne. Ein gelungener Doppelpass mit Merdita und dann der gekonnte Ball flach nach innen auf den einschussbereiten Brzeski. Aber es war nicht der Tag des Dennis Brzeski. Der Keeper berührte den Ball noch leicht und Brezeski setzte die Kugel aus kurzer Entfernung über das Tor.
Unmittelbar vor dem Pausenpfiff war es dann nochmals Astorino der eine Einschussmöglichkeit hatte. Aber auch dieser Ball ging knapp vorbei und so ging es mit einem für Erzingen sehr schmeichelhaften 0:0 in die Kabine. Ob der starken Leistung seiner Mannschaft hatte Trainer Mühlenweg in der Pause nicht allzu viel zu sagen. Weitermachen, dran bleiben!
Das gelang der Mannschaft zwar auch, die Gäste hatten aber den besseren Start in die zweite Hälfte. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff entwischte ein Erzinger Angreifer der ansonsten gut postierten VfB-Abwehr und schob zur überraschenden Gästeführung ein. Der VfB ließ sich davon aber nicht von seiner Linie abbringen und setzte die Erzinger weiterhin schon früh in deren Hälfte unter Druck.
So dauerte es auch nicht lange, bis der VfB wieder gefährlich wurde. Merdita setzte sich elegant auf der linken Seite durch, passte auf Astorino, der seinerseits perfekt für den mitgelaufenen Korkut auflegte. Rechts oben, unhaltbar, 1:1 (55.). Der VfB marschierte dran. Drei Minuten nach dem Ausgleich wieder eine gelungene Ballstaffette von Merdita über Vassilios Dimitriadis auf Brzeski, dessen Schuss das Tor aber knapp verfehlte.
In der 70. Spielminute war Brezeski wieder im Blickpunkt. Eine hohe Hereingabe nahm er volley ab, scheiterte aus spitzem Winkel aber am Gästekeeper. Der abgewehrte Ball kam zu Korkut, der mit seinem satten Distanzschuss das Tor ebenfalls verfehlte.
Nein, es hat mit Vereinsbrille nichts zu tun, dass hier nur von VfB-Chancen berichtet wird, Erzingen hatte über die ganze Partie verteilt kaum erwähnenswerte Offensivaktionen. Die Waldshuter waren an diesem Abend einfach das klar stärkere Team. Tatsächlich fanden auch die drei letzten Aktionen vor dem Gästetor statt. In der 78. Spielminute wurde ein scharf getretener Freistoß von Dimitriadis von der Mauer abgelenkt und schlug knapp neben dem Pfosten ins Ballfangnetz ein.
Kurz vor dem Ende der Partie setzte sich Tim Birkenheier auf der rechten Angriffsseite durch, flankte perfekt auf Dimitriadis, der schon zum Flugkopfball ansetzte. Der Torjubel blieb dem Waldshuter Anhang aber einmal mehr im Halse stecken, weil ein Erzinger Abwehrspieler gerade noch den Fuß dazwischen brachte.
In der letzten Minute der Nachspielzeit dann die zweite Schiedsrichterentscheidung, die für Diskussionen sorgte. Dimitriadis köpft den Ball am Fünfmeterraum aufs lange Eck, wo Celilhan Karacan den Ball zum vermeintlichen Führungstreffer über die Linie drückt. Die Freude der Waldshuter währte aber nur wenige Sekunden, da der Spielleiter Karacan im Abseits gesehen hatte.
Aufgrund der Leistungen nach der Winterpause war klar, dass sich der VfB vor dem Favoriten aus Erzingen nicht würde verstecken müssen, was unsere Jungs dann aber auf den Platz gebracht haben, war alles andere als "nicht verstecken". Über 95 Minuten hat der VfB Dampf gemacht, Ball und Gegner fast über die gesamte Spielzeit beherrscht und viele hochkarätige Torchancen herausgespielt. Allein die Kugel wollte einfach nicht ins Tor. Deswegen überwog in den Minuten nach dem Abpfiff die Enttäuschung bei den Waldshutern, während die Gäste sich über einen glücklichen Punkt freuen konnten.
Da Weilheim am Sonntag in Wittlingen knapp verloren hat, konnte der VfB seinen Vorsprung auf den 13. Tabellenplatz auf vier Punkte ausbauen. Jeweils einen Punkt hinter dem VfB liegen Wallbach und Schönau, wobei Wallbach noch ein Spiel weniger hat. Damit kommt es für die Mannschaft von Nils Mühlenweg am kommenden Samstag zu einem Sieben-Punkte-Spiel. Ein Sieg in Weilheim würde den Vorsprung auf sieben Punkte vergrößern und der VfB wäre in den dann noch verbleibenden zwei Spielen nicht mehr einholbar.
Allerdings hat Weilheim in den letzten Wochen gezeigt, dass man nicht bereit ist kampflos aufzugeben. Unter anderem besiegte Weilheim Zell und musste sich Wittlingen nur knapp geschlagen geben. Und gerade die Tatsache, dass die Luft für Weilheim bei einer Niederlage gegen den VfB ganz dünn würde, wird nochmals Kraftreserven freimachen. Der VfB ist also gut beraten mit angemessenem Respekt nach Weilheim zu fahren.
Sollte in diesem Derby aber erneut eine Leistung wie in den letzten beiden Spielen abgerufen werden können, stehen die Chancen gut, dass sich der VfB vorzeitig aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Für Fans und Freunde des VfB ist der kommende Samstag (17:00 Uhr) also der wichtigste Termin des Fußballjahres. Sorgen wir dafür, dass es ein denkwürdiges Derby gibt!