Alush Peci ist ein Torgarant beim VfB Waldshut
Fußball-Bezirksliga: Der 33-jährige Kosovo-Albaner erzielt seit seiner Rückkehr vor drei Jahren rund 70 Tore in drei Ligen für die Schmittenau-Elf
In der freien Wirtschaft würden die Manager von einer „Win-Win-Situation“ sprechen. Für Alush Peci ist es schlicht ein Glücksfall: „Ich bin so froh, dass ich damals wieder zum VfB Waldshut gegangen bin.“ Damals, das war im Frühjahr 2012, als es beim VfB Waldshut drunter und drüber ging.
Als nach dem 0:1 im letzten Spiel beim SV Nollingen der erstmalige Abstieg in die Kreisliga B feststand.
„Im Nachhinein war das die Geburtsstunde des neuen VfB Waldshut“, erinnert sich der 33-jährige Stürmer an den schwarzen Tag in der Vereinsgeschichte: „Es war ein bitterer Moment für den Verein. Aber alle haben in der Kabine versprochen, dass wir den Karren gemeinsam wieder flott machen.“
Die Jungs hielten Wort. Alush Peci steuerte auf dem Durchmarsch aus der Kreisliga B in die Bezirksliga knapp 60 Tore bei: „Wir sind eine super Mannschaft geworden, hatten in Bruno Blum einen Trainer, von dem ich noch viel gelernt habe“, schwärmt Peci rückblickend: „Auch der Vorstand um Norbert Huber, Klaus Fricker und Christoph Weber haben viel dafür getan, dass der VfB Waldshut heute wieder so gut da steht.“
Über den Verein lässt Peci nichts kommen: „Im Herzen bin ich VfB'ler seit dem ersten Tag.“ Daran änderte seine Wanderphase mit einjährigen Gastspielen beim FC Erzingen, SV 08 Laufenburg und FC Tiengen 08 nichts. Beim Lokalrivalen am Langenstein erlebte er seinen persönlichen Tiefpunkt: „Ich hatte mir vor der Saison zum zweiten Mal das Schlüsselbein gebrochen. Ich wollte schon aufhören“, denkt er an jene schmerzhafte Zeit zurück, die ihm eine Schraube und eine Platte in der linken Schulter beschert hat.
Peci wurde gesund, erinnerte sich seiner Wurzeln und kehrte zum VfB Waldshut zurück. Hier ist er – trotz „fortgeschrittenen“ Alters – aus der Elf von Hansjörg Rotzinger nicht wegzudenken. Neun Tore hat er bereits erzielt, weitere folgen, denn „in der Bezirksliga ist es einfacher, Tore zu schießen“, erklärt er: „Die Gegner spielen mit, machen Räume frei. In der Kreisliga standen gegen uns alle Teams hinten drin.“
Dass die VfB-Elf nach ordentlichem Start auf Rang neun rutschte, sei einzig dem Ausfall von bis zu acht Stammspielern geschuldet: „Wir hatten nach den Aufstiegsjahren nur kurze Pausen. Irgendwann macht der Körper nicht mehr mit“, ist Peci froh, wenn es in zwei Wochen in die Winterpause geht. Bis dahin sollen aber noch ein paar Punkte her: „Wenn wir die Leistung abrufen, sollten wir die Klasse haben, noch neun Punkte zu holen“, spekuliert er: „Aber in dieser Liga ist ja alles möglich. Deshalb darf kein Gegner unterschätzt werden.“
Pecis Lebensgeschichte bewahrt ihn davor, die Dinge zu leicht zu nehmen. „Ich war zehn Jahre alt, als meine Eltern den Kosovo verlassen mussten. Als Muslime waren sie verfolgt, meinem Vater wurde die Arbeit weggenommen. Wie sollte er die Familie mit acht Kindern ernähren?“, blickt er mit gemischten Gefühlen zurück ins Jahr 1990: „Es war geplant, nach ein, zwei Jahren wieder zurück in die Heimat zu gehen.“
Dann aber kam alles anders. Der Bürgerkrieg versperrte den Weg zurück. Alush Peci, der als kleiner Bub im Kosovo Fußball mit einem geschnürten Schwamm spielte, kam nach Laufenburg, schloss sich dem SV 08: „Die Sprache war nach wenigen Monaten kein Problem mehr. In der Schule und im Verein lernst du das schnell“, denkt er an die erste Zeit im fremden Land.
Fünf Jahre später siedelten die Pecis nach Nordbaden um, der nun 15-jährige Alush spielte in Ketsch und beim VfR Mannheim. Mit 21 kehrte er an den Hochrhein zurück und landete beim VfB Waldshut: „Das war mein Glück.“
Heute ist Peci ein zufriedener Familienvater, lebt mit seiner Frau Eda in Koblenz/Schweiz und ist stolz auf seine Töchter: Leona, die gestern sieben Jahre alt wurde, sowie die dreijährigen Zwillinge Ajlin und Leonita halten den Papa, der als Elektriker in Zurzach arbeitet, schwer auf Trab: „Jetzt fehlt eigentlich noch ein Fußballer“, lacht Alush Peci verschmitzt. Familie und Fußball sind ihm wichtig.
Schon deshalb wäre es für ihn ein Traum, wenn er irgendwann mit seinen Brüder Fidan (31) und Yyhlazim (25), derzeit beim SV Dogern, wieder beim VfB Waldshut spielen könnte: „Bevor ich endgültig mit dem Fußball aufhöre, sollte das noch klappen“, sagt Alush Peci, der später – nach einer Familienpause – den Trainerschein machen möchte.
Quelle Bild und Text: Südkurier Online