Das 20-jährige Vereinsjubiläum
Internationales Sportfest des V.f.B. Waldshut
Die letzten Startmeldungen zum großen Leichtathletikfest anlässlich des 20jährigen Bestehens des Vereins für Bewegungsspiele sind eingegangen. Nach diesen wird zweifellos die Veranstaltung am nächsten Sonntag zu dem größten sportlichen Ereignis werden, das bisher und vielleicht für absehbare Zeit am ganzen Oberrhein stattfinden wird.
Die „Kanonen“ von Süddeutschland und der benachbarten Schweiz stoßen in allen Arten der Leichtathletik zusammen; es ist, um nur einige herauszugreifen, zu nennen, dass Phönix Karlsruhe seine badischen Meister im 100- und 200-m-Lauf entsendet. Man wird Gelegenheit haben, die ausgezeichnete Leistung des badischen Meisters im Stabhochsprung , der vom Rugby-Pforzheim nach Waldshut beordert wird, zu bewundern. Vom gleichen Verein kommt auch der badische Staffelmeister in 4x100 Meter. Von Zürich werden an der Veranstaltung teilnehmen: der schweizerische Meister im 400-Meterlauf, die Staffelmeister in 4x100 Meter und 4x400 Meter, während der Spotklub Old-Boys Basel einige ganz hervorragende Kräfte stellen wird und zwar die schweizerischen Meister im Hochsprung, 200-Meterlauf, im Stabhochsprung, im Kugelstoßen und Hammerwerfen. Ob der Waldshuter Villinger gegen diese Kräfte etwas auszurichten vermag? Nicht unerwähnt soll bleiben, dass sich der bekannte süddeutsche Zehnkampfmeister Eberle dem sportliebenden Publikum von Waldshut und Umgebung am nächsten Sonntag vorstellen wird.
Aus diesen wenigen Andeutungen, die noch um ein wesentliches vermehrt werden könnten, ist zu ersehen, dass das Leichtathletikfest des Vereins für Bewegungsspiele den Rahmen der üblichen Sportveranstaltungen überragt, und dass Leistungen geboten werden, die man in Waldshut nicht so schnell wieder zu sehen bekommt. Allen Besuchern, ob Sportler oder Nichtsportler, werden einige abwechslungsreiche Stunden vermittelt, die sie sicherlich in allen Teilen befriedigen werden.
Die internationalen Leichtathletik-Wettkämpfe in Waldshut,
anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Vereins für Bewegungsspiele.
Villinger – V.f.B. stellt im Hammerwerfen einen neuen badischen Rekord auf.
Waldshut, 7. Juli. Das am gestrigen Sonntag auf dem wundervoll und ideal am Waldrand gelegenen, von den Mitgliedern des Polizeisportvereins geschaffenen Sportplatz des PSV vom Verein für Bewegungsspiele Waldshut anlässlich seines zwanzigjährigen Bestehens abgehaltene internationale Leichtathletik-Sportfest nahm einen schönen und teilweise außerordentlich interessanten Verlauf. Auf dem Platz wehten die Reichs-, Staats- und die Waldshuter Farben neben den schweizerischen. Nachmittags hatten sich von hier und auswärts sehr zahlreiche Interessenten eingefunden, die umso lieber verweilten, als sich die Zuschauerplätze entlang des Waldrandes, der den Platz zur Hälfte einsäumt, befanden, geschützt vor den sengenden Sonnenstrahlen, die gestern morgen und auch nachmittags noch unbarmherzig auf den Pelz brannten. Gegen den späteren Nachmittag bedeckte sich der Himmel mehr und mehr und mit dem Abschluß der Kämpfe kamen mehrere Gewitter zur Entladung, sadaß die Verteilung der Preise an die aus den Wettkämpfen hervorgegangenen Sieger durch den Vorstand des V.f.B. Herrn Direktor Fischer, nur noch mit knapper Not vorgenommen werden konnte, worauf sich die Schleusen des Himmels zu einem anhaltenden Regen öffneten.
Die Beteiligung der Sportler, die von Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim, Freiburg, Zürich, Basel, Schaffhausen usw. stammten, war sehr rege. Sie hatten sich größtenteils schon am Samstag abend eingestellt und die durch den festgebenden Verein zur Verfügung gestellten Quartiere in den hiesigen Hotels und Gasthäusern bezogen. Der Tag gestaltete sich für Waldshut wie für die nähere und weitere Umgebung zu einem sportlichen Ereignis und wer die Kämpfe sah, fand Interesse und Begeisterung, standen sich doch sehr gute Leichtathletikkräfte gegenüber.
Der Morgen des Tages brachte die Vorläufe und Vorkämpfe und auch der Nichtsportler konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es einen heißen Kampf geben und sich gute Sportler um die Palme des Sieges streiten würden. Der Nachmittag brachte neben einigen Vorläufen die Entscheidungskämpfe, wobei prachtvolle Leistungen vorgeführt wurden. Villinger vom V.f.B. konnte im Hammerwerfen einen neuen badischen Rekord aufstellen. Helle Begeisterung löste er aus, als es ihm gelang, beim Kugelstoßen nachträglich sich selbst um fast einen Meter zu übertreffen. Sein weitester Wurf war 13,23 Meter. Sehr interessant waren ferner die 100-, 400 und 800-Meterläufe, die Staffelläufe, Hoch- und Weitsprünge. Der 5000-Meterlauf , der auf eine ganz respektable Leistung und Ausdauer des Läufers Anspruch macht, zeigte zuerst ein großes Feld, das Tempo war jedoch derart, dass bald mehrere als aussichtslos aufgaben. Den Schluß der Wettkämpfe bildete die olympische Staffel (800,200,200,400 Meter), bei der nach glänzendem Lauf sich die Stuttgarter Kickers den Sieg erringen konnten. Die zweite Stelle nahm die Staffel von Young Fellows Zürich ein.
Bei der um 5 Uhr vorgenommenen Preisverteilung – die Preise waren zum größten Teil von hiesigen Geschäften gestiftet worden und fanden allgemeinen Anklang bei den neuen Eigentümern – dankte Herr Direktor Fischer den Sportlern für ihre Teilnahme und sprach den besonderen Dank des festgebenden Vereins an den Polizeisportverein für die Überlassung des Platzes aus. Namens der deutschen Sportbehörde brachte Herr Gewerbeassessor Berberich, Singen, ein 3-faches hipp-hipp-hurra auf Sieger und Verein aus; auch die schweizerischen Teilnehmer nahmen Veranlassung, ihre deutschen Freunde mit diesem Sportgruß ihrer Sympathie zu versichern, desgleichen die Stuttgarter Kickers.
Es ergab sich, dass die Stuttgarter Kickers nicht weniger als 7 erste Preise für sich beanspruchen konnten, dazu noch 3 zweite. Die 5 Preise des Rugbyklubs Pforzheim verdankt dieser in der Hauptsache ihrem ausgezeichneten Läufer Stahl. 2 erste Preise holten sich die Vertreter von Old Boys Basel, 2 Villinger vom V.f.B. Die Young Fellows-Mannschaft Zürich bekam 6 zweite Preise zuerkannt, 4 weitere entfielen auf Old Boys Basel und 3 auf Phönix Karlsruhe.
Das Schiedsgericht bestand aus den Herren Kern (Schönau), Hagmüller (Waldshut) und Scherer (Waldshut), die technische Leitung hatte der DSB-Vertreter Kern (Schönau). Obmann für die Läufe war Herr Gewerbeassessor Berberich (Singen), Starter Kern (Schönau).
Die ganze Veranstaltung wickelte sich glücklicherweise ohne schweren Unfall ab. Ein Mann der Stuttgarter Kickers musste wegen Muskelrisses von den anwesenden Sanitätsmannschaften ins Krankenhaus verbracht werden, ein anderer erlitt durch den Sturz eines Läufers durch dessen Nagelschuhe leichtere Verletzungen.
Am Abend hielt der Verein in seinem Vereinslokal, Restaurant zum Waldschloß ein gemütliches Beisammensein ab, bei dem Herr Direktor Fischer einen Rückblick über das Vereinsleben des V.f.B.gab und auch darauf hinwies, dass der Sport in Waldshut noch mehr Anklang und Interesse finden sollte, den man heute als Ersatz für die frühere Militärdienstzeit ansprechen könne. Sein besonderer Dank galt den Hauptarrangeuren Heinrich Hagmüller und Herrn Reichsbahnobersekretär Scherer, welche die Hauptarbeit geleistet hätten und sich in uneigennütziger Weise dem Verein jederzeit zur Verfügung stellen. Der Abend hielt die Mitglieder noch lange in gemütlicher Runde zusammen.