Stiftungsfest im September 1920
Zehnjähriges Stiftungsfest und Turnier des Vereins für Bewegungsspiele Waldshut
(3 Zeitungsberichte)
Der Verein für Bewegungsspiele begeht am 5. September das Fest des zehnjährigen Bestehens und gibt zu Ehren desselben ein Fußballturnier, zu dem sich heute schon 15 auswärtige Mannschaften angemeldet haben.
Der Verein wurde im Jahre 1910 von wenigen Sportanhängern gegründet und zählt heute die stattliche Mitgliederzahl von über 200. Dem Feste mit seinen zum Austrag kommenden interessanten Spielen sieht man mit Spannung entgegen. Ein sportliches Ereignis, wie es selbst in größeren Städten selten zu sehen ist, steht bevor. Der Verein gibt sich alle Mühe, das Fest, wenn auch im schlichten Rahmen, doch so schön wie nur möglich zu gestalten. Es sind drei Preise ausgesetzt, und zwar für B- und C-Vereine (B- und C-Klasse). B-Klasse 1.Preis ein Pokal, 2. Preis ein Diplom; C-Klasse 1.Preis ein Pokal, 2.Preis ein Becher. Die beiden ersten Preise sind von Waldshuter Sportanhängern gestiftet worden, denen auch an dieser Stelle herzlicher Dank ausgesprochen sei.
Sämtliche Wettspiele finden auf dem Waldshuter Sportplatz unterhalb des Waldschlosses statt und beginnen schon am Sonntag morgen. Nachmittags ist Festzug sämtlicher Sportvereine im Sportanzug durch die Straßen der Stadt unter freundlichster Mitwirkung der hiesigen Stadtmusik. Anschließend finden die Entscheidungsspiele statt. Für den Abend ist eine gesellige Veranstaltung mit Tanz in den Räumen des Waldschlosses geplant. Näheres wird noch durch Inserate und Plakate bekannt gegeben.
Waldshut, 6.Sept.(Fußballturnier). Bei den gestern vom Verein für Bewegungsspiele abgehaltenen Fußballturnier erhielt in der B-Klasse den 1. Preis FC Bad. Rheinfelden, den 2.Preis FC Säckingen. In der C-Klasse den 1.Preis FC Friedlingen, den 2.Preis FC St.Blasien. Die erste Mannschaft des VfB gewann im Freundschaftsspiel gegen den Sieger in der B-Klasse, FC Bad. Rheinfelden, mit 1:0 Toren. Den Siegern die herzlichsten Glückwünsche.
Waldshut, 7. Sept. (Stiftungsfest und Turnier). Das Fest des Vereins für Bewegungsspiele am Sonntag verlief auf das Schönste. Mit Spielbeginn hörte es auf zu regnen (ein Zeichen, dass die Fußballer „einen Stein im Brett“ bei Petrus haben), und wenn der Wind auch ein wenig stark sich bemerkbar machte, so war das Wetter doch wie zum Fußballen geschaffen und es hielt sich so bis zum Schlusse.
Am Sonntag morgen wurden die Vereine an der Bahn durch die „Abholungskommission“ empfangen, nach ihrem Lokal geführt und darauf zum Sportplatz geleitet. Die Häuser der Stadt waren reich beflaggt, wofür der werten Einwohnerschaft herzlichst gedankt sei, der Platz war mit Fahnen geschmückt und mit Sitzplätzen versehen. Bei der Festwirtschaft gab es warme Würste und allerlei Trinkbares. Vormittags 8.30 Uhr begannen die Spiele, deren Resultate wir am Schlusse wiedergeben.
Nachmittags ½ 2Uhr setzte sich der Festzug mit Vorantritt der Stadtmusik vom Bahnhof nach dem Sportplatz in Bewegung. Im Festzug, der ein malerisches Bild bot, sah man auch kriegsverletzte Sportleute. Besonders gefiel der neue Sportanzug der 1. Mannschaft des V.f.B. Waldshut, von einem Gönner des Vereins gestiftet. Diese Mannschaft führt auf der linken Seite das Waldshuter Stadtwappen, blau-weiß-rot mit Waldshuter Männle. Nach Ankunft auf dem Platze begannen sofort die Entscheidungsspiele, die sich bis nach 6 Uhr hinzogen und überaus interessant waren. Zu den Spielen hatten sich viele Zuschauer eingefunden, die bis zum Schlusse aushielten, ein Zeichen, dass die Spiele gefielen. Es war eine Freude zuzusehen, einige Spieler leisteten Hervorragendes. Kam der Ball, so war er auch schon wieder weg und purzelte ein Spieler, so stand er im nächsten Moment schon wieder auf den Beinen, dem Ball nach – war eins.
Das Schiedsgericht bestand aus den Herren Direktor Fischer, Postsekretär Albrecht, Magnetopath Eugen Maier; Schiedsrichter waren die Herren Völker, Boll, Schmitt, Müller, E. Albrecht, Rütschlin und Volk. Nach Schluß der Spiele fand die Preisverteilung statt. Der Vorstand des Vereins, Herr Direktor Fischer, überreichte den Siegern die Preise, die unter großem Jubel in Empfang genommen wurden, und beglückwünschte alle im Namen des Vereins. Der 1.Mannschaft des Vereins für Bewegungsspiele, die im Freundschaftsspiel gegen den B-Klasse-Sieger, FC Bad. Rheinfelden, 1:0 gewann, überreichte er als Anerkennung eine große Schachtel Zigaretten, die der verdutzte Spielführer lachend entgegennahm.
Der Verein darf auf den Verlauf des Festes stolz sein. Er hat bewiesen, dass in seinen Reihen ein guter sportlicher Geist steckt und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das auch für die Zukunft zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Der Verein hat sich seit Kriegsende mächtig empor gearbeitet und ist zu hoffen, dass er sich durch diese Veranstaltung neue Anhänger geschaffen hat. Die stolze Höhe, auf der er heute steht, hat er in erster Linie einigen eifrigen alten Spielern zu verdanken, die seinerzeit alles daran setzten, in Waldshut einen Sportplatz zu erhalten. Der V.f.B. Waldshut ist in den Reihen der Verbandsvereine heute ein nicht zu unterschätzender Gegner, was die ganzen letzten Spiele bezeugen. Dem Verein auch an dieser Stelle zu seinen Erfolgen und seinem Feste die besten Glückwünsche.
Der gemütliche Teil wurde unter zahlreicher Beteiligung am Abend in den Sälen des „Waldschlosses“ abgehalten. Musikalische, gesangliche und theatralische Darbietungen wechselten in bunter Reihenfolge. Der Vorstand, Herr Direktor Fischer, hielt die Festrede, wünschte allen frohe Feststunden und dankte besonders Herrn Bürgermeister Kupferschmid für sein Erscheinen. Herr Bürgermeister Kupferschmid dankte für die Einladung, er überbrachte die Glückwünsche der Stadt und wünschte dem Verein ferneres Blühen und Gedeihen. Er freue sich das Fest des 10-jährigen Bestehens mitfeiern zu dürfen und wünsche, dass die Mitglieder den Zielen und Bestrebungen des Vereins treu bleiben, dass sie den Jugend- und vaterländischen Sinn bewahren und mithelfen zum Aufbau des Vaterlandes. Er schloß mit einem dreifachen Hoch. Noch lange waren die Teilnehmer in fröhlichster Stimmung zur Tanzunterhaltung unter den flotten Weisen einer Stadtmusik-Streichabteilung zusammen. `s isch schö gsi!